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Channel: Kommentare zu: CO2-Ausstoß: Klimagas verursacht 965 Milliarden Dollar Schaden pro Jahr
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Von: Daniel J

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Der Europäische Emissionshandel “ETS” ist ein sog. Mengeninstrument. Die EU gibt ein Mengenziel für die Summe aller Kohlendioxidemissionen über einen Zeitraum von mehreren Jahren vor und teilt Emissionsrechte einmalig zu. In der dritten Handelsperiode seit 2013 sind es EU-weit 2 Mrd. Tonnen, sinkend um jährlich 1,74%. Am Markt können die dem ETS unterworfenen Unternehmen Rechte kaufen und verkaufen, wobei Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen. Hauptziel des ETS ist es, gegebene Mengenziele und Reduktionen möglichst kostengünstig und effizient zu erreichen.

Der Preis ist abhängig vom Marktumfeld: Bei guter Konjunktur herrscht i.d.R. eine hohe Nachfrage nach Verschmutzungsrechten, sodass der Preis c.p. steigt. In wirtschaftlich schlechten Zeiten werden weniger CO2-Rechte nachgefragt und er sinkt. Weiterhin spielt die zur Verfügung stehende Vermeidungs-Technologie eine Rolle. Sie beeinflusst die Grenzvermeidungskosten: Je billiger es ist, eine weitere Tonne CO2 zu vermeiden, desto günstiger werden c.p. auch die Zertifikate.

In der Diskussion wird laufend – auch von Entscheidungsträgern – suggeriert, es sei ein Zeichen des Scheiterns, wenn der Preis für Verschmutzungsrechte sehr niedrig ist. Ein Versagen des ETS kann ich hierin nicht erkennen. Die Reduktionsziele der EU werden ja auf jeden Fall erreicht. Sie sind schließlich bis 2020 durch die EU im vornherein exakt festgelegt worden.

Im Gegenteil: Bei 7 Euro pro Tonne CO2 werden die Reduktionsziele sogar besonders günstig erreicht – Die Lasten für Industrie und Verbraucher sind somit gering. Wir brauchen derzeit offensichtlich keine teure Technologie, um den vorgegebenen Emissionspfad zu erreichen – wo ist hier also genau das Problem?

Wäre der Preis der Zertifikate deutlich höher – z.B. 30€, müsste man sich (bei Ausblendung moralischer Argumente) sogar fragen, warum man überhaupt die Emissionen reduziert, statt den zu erwartenden Schaden des Klimawandels durch Schutzmaßnahmen zu mindern und ggf. Betroffene zu entschädigen.

Die Forderung nach einem besonders hohen Preis für Verschmutzungsrechte taucht ja wieder und wieder auf und prägt gar die Debatte auf politischer Ebene (“Backloading”). In diesem Artikel wird dies über eine Gleichsetzung von Vermeidungskosten und Folgeschäden begründet. Doch wird dabei m.E. vergessen: Egal wie hoch oder niedrig die Folgen des Klimawandels zu Buche schlagen, der Emissionspfad in der EU steht für Jahre fest und wird auch nach 2020 unabhängig davon formuliert werden.

Die EU kann ja ggf. für die nächste Handelsperiode ambitioniertere Ziele setzen, wenn man zu der Ansicht gelangt ist, dass Klimaschutz unbedingt mehr kosten muss. Wo liegt denn eigentlich noch mal der “richtige” Preis für eine Tonne Kohlendioxid? 10€, 20€ oder vielleicht 26,99€?


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